In der Pfalz erlebt Nutzhanf eine bemerkenswerte Renaissance. Einst als vielseitige Kulturpflanze geschätzt, geriet er im 20. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit. Heute entdeckt die Region seine Vorteile neu – von nachhaltiger Landwirtschaft bis zur regionalen Wertschöpfung. Landwirte und Verarbeiter sehen im Hanf enormes Potenzial für ökologische und wirtschaftliche Innovationen. Zwischen Weinbergen und Feldern wächst damit eine Pflanze, die Tradition und Zukunft verbindet, Böden verbessert und Biodiversität fördert. Doch was macht den Hanfanbau in der Pfalz so besonders – und warum kehrt eine jahrhundertealte Kulturpflanze gerade jetzt auf die Felder zurück?
Hanf kehrt zurück auf Pfälzer Felder
In der Südpfalz rund um Landau, in der Westpfalz bei Kusel und in der Vorderpfalz bei Speyer wächst wieder Hanf. Auch immer mehr Biohöfe setzen auf zertifizierten Nutzhanf. Er enthält weniger als 0,2 Prozent THC und fällt somit nicht unter das Betäubungsmittelgesetz, was ihn klar vom berauschenden Cannabis unterscheidet.
Laut der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz stieg die Anbaufläche seit 2020 um über 60 Prozent auf rund 350 Hektar – ein deutlicher Zuwachs. Ein Grund dafür ist die wachsende Beliebtheit von CBD-Produkten, wie von HANS Brainfood, die Hanf als nachhaltige und vielseitige Kulturpflanze nutzen. Mit der steigenden Nachfrage nach Hanföl, Lebensmitteln und regional erzeugten Naturprodukten wächst auch das Interesse vieler Landwirte, wieder Hanf auf Pfälzer Feldern anzubauen.
Warum Hanf perfekt in die Pfalz passt
Das milde Klima, fruchtbare Lössböden und lange Vegetationszeiten machen die Pfalz ideal für den Hanfanbau. Im Vergleich zu Getreide oder Wein benötigt Hanf wenig Wasser und keine chemischen Pflanzenschutzmittel. Die tiefen Wurzeln lockern den Boden, verbessern seine Struktur und fördern die artenreiche Vielfalt von Wildbienen, Regenwürmern und Bodenorganismen. In Fruchtfolgen stärkt Hanf die Gesundheit anderer Kulturen und reduziert Bodenerosion.
Programme der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Neustadt und Initiativen wie PfalzBio integrieren Hanf in nachhaltige Landwirtschaftsstrategien. Damit passt Nutzhanf perfekt in die ökologische Zukunft der Pfalz und stärkt den Kreislaufgedanken vom Acker bis zur Nutzung.
Vom Acker zum Produkt – was aus Pfälzer Hanf entsteht
Aus Pfälzer Hanf entstehen heute Textilien, Dämmstoffe, Öle und nicht-psychoaktive CBD-Produkte. Unternehmen aus der gesamten Region verarbeiten die geernteten Pflanzen regional weiter. Hanffasern werden zu robusten Stoffen oder Isoliermaterial verarbeitet, während Hanfsamen zu wertvollem Öl gepresst werden. Nach der Verarbeitung folgt die Vermarktung über regionale Partner. In Kooperation mit Hofläden, Biomärkten und Start-ups entstehen so kurze Lieferketten, die wirtschaftlichen Nutzen in der Region schaffen. Pfälzer Hanf wird damit zum Bindeglied zwischen Landwirtschaft, Handwerk und nachhaltiger Produktentwicklung in der Pfalz.
Zwischen Tradition und Zukunft
Schon im 18. Jahrhundert war Hanf in der Pfalz verbreitet – genutzt zur Herstellung von Seilen, Segeltuch und Ölen, etwa in Speyer und Neustadt. Mit der Industrialisierung verlor er an Bedeutung, erlebt aber nun ein Revival. Damals wie heute zeigt sich seine Vielseitigkeit: Historische Kenntnisse verbinden sich mit moderner Agrartechnologie.
Landwirte sehen im Hanfanbau in der Pfalz eine Kultur, die Klimaschutz und wirtschaftliche Perspektiven vereint. Projekte wie das Netzwerk Green Pfalz, die Tuchmacherzunft Speyer und Kooperationen mit der Hochschule Kaiserslautern fördern Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis. So knüpft der Hanfanbau an alte Traditionen an und zeigt zugleich den Weg einer nachhaltigen, grünen Wirtschaft in der Pfalz.
Rechtliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Nutzhanf unterliegt klaren gesetzlichen Vorgaben: Nur Sorten aus der EU-Sortenliste mit einem THC-Gehalt unter 0,2 Prozent dürfen angebaut werden. Der Anbau muss der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gemeldet werden, gemäß EU-Verordnung 1307/2013. Damit unterscheidet sich Nutzhanf deutlich von medizinischem oder Freizeit-Cannabis.
In der Pfalz wächst die gesellschaftliche Akzeptanz. Gemeinden wie Neustadt und Speyer fördern Pilotprojekte, während Umweltinitiativen wie Green Pfalz und die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz in Hanf eine Chance für nachhaltige Flächennutzung sehen. Aufklärung hilft, Missverständnisse abzubauen und den Nutzen von Nutzhanf in der Pfalz hervorzuheben.
Fazit: Hanf als Symbol für Wandel und regionale Stärke
Hanf steht in der Pfalz sinnbildlich für den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit und regionaler Verantwortung. Als alte Kulturpflanze mit neuen Perspektiven verbindet er ökologische Innovation mit handwerklicher Tradition, etwa im Textilhandwerk von Neustadt. Vom Acker bis zum fertigen Produkt bleibt die Wertschöpfung in der Region, was Identität und Wirtschaft stärkt. Die Rückkehr des Hanfs zeigt, dass umweltbewusstes Handeln und wirtschaftlicher Erfolg kein Widerspruch sind. So wird Hanf zu einem starken Symbol für die grüne Zukunft und die regionale Stärke der Pfalz.
Titelbild: CRYSTALWEED cannabis auf Unsplash https://unsplash.com/de/fotos/grunpflanze-in-personenhand-nFumIdf3IHE





