Boot fahren in der Pfalz: Die 10 schönsten Touren auf Rhein, Mosel und Altrhein

Boot fahren in der Pfalz
Boot fahren in der Pfalz

Die Pfalz ist mehr als nur Weinberge und Wanderwege. Wer die Region vom Wasser aus erkundet, erlebt eine ganz andere Perspektive auf Burgen, Auen und idyllische Flusslandschaften. Zwischen Rhein, Mosel und den stillen Altrheinarmen gibt es Touren für jeden Geschmack – vom entspannten Nachmittagstrip bis zur mehrtägigen Paddelreise.

Was man übers Bootfahren in der Pfalz wissen sollte

Bevor es aufs Wasser geht, lohnt sich ein Blick auf die Rahmenbedingungen. Auf den großen Flüssen wie Rhein und Mosel herrscht reger Schiffsverkehr, entsprechend gelten strenge Regeln. Motorbootfahrer brauchen ab einer bestimmten Motorleistung den Sportbootführerschein – den gibt’s beispielsweise bei Bootsschule1, die auch Kurse speziell für Gewässer in Rheinland-Pfalz anbieten. Wer mit Muskelkraft unterwegs ist, hat es einfacher: Kajak, Kanu oder Stand-Up-Board brauchen keine Lizenz, dafür aber Respekt vor Strömung und Berufsschifffahrt.

Die Saison startet meist im April und läuft bis in den Oktober. Im Hochsommer kann es auf beliebten Strecken voll werden, dafür sind Frühjahr und Herbst oft die schöneren Zeitfenster. Morgens liegt noch Nebel über dem Wasser, mittags locken Badebuchten und abends färbt sich der Himmel über den Weinbergen glutrot.

Rhein: Zwischen Stromkilometern und Auenromantik

Der Rhein prägt die Region seit Jahrhunderten und bietet die kontrastreichen Touren. Auf der Hauptstrecke zwischen Worms und Speyer erleben Bootsfahrer die ganze Bandbreite: Industrieanlagen wechseln sich mit Naturschutzgebieten ab, Frachter ziehen vorbei und an den Ufern blühen im Sommer wilde Orchideen.

Tour 1: Speyer nach Germersheim

Rund 20 Kilometer flussabwärts führt diese klassische Rheinstrecke. Start ist am Yachthafen Speyer, vorbei am Dom und dann hinein in die weite Flusslandschaft. Rechts grüßen die Weinberge der Pfalz, links liegt Baden. Bei Otterstadt mündet der Altrhein ein – eine gute Gelegenheit für einen Abstecher in die Stille. Germersheim lockt mit historischer Festungsanlage und Biergärten direkt am Wasser. Fahrzeit mit Motorboot etwa 40 Minuten, mit Kajak gut drei Stunden.

Tour 2: Worms-Rheindürkheim Rundtour

Diese Tour verbindet Rhein und Altrhein zu einer Schleife. Start in Worms, dann rheinaufwärts bis zur Einmündung des Altrheins bei Hamm. Dort rein in die Stille, durch Schilfgürtel und vorbei an Silberweiden zurück nach Rheindürkheim. Die Kontraste könnten größer nicht sein: Erst der mächtige Strom, dann plötzlich Vogelgezwitscher und glasklares Wasser. Perfekt für einen halben Tag, etwa 15 Kilometer Gesamtstrecke.

Tour 3: Ludwigshafen nach Mannheim

Industrieromantik mit Überraschungen. Wer diese Strecke abschreibt, verpasst was. Zwischen BASF-Gelände und Parkinsel liegt eine spannende Mischung aus urbaner Kulisse und grünen Inseln. Die Neckareinmündung bietet sich für einen Abstecher an, und am Mannheimer Rheinufer laden Strandbars zum Sundowner ein. Etwa 12 Kilometer, gut machbar als Feierabendtour.

Altrhein: Stille Paradiese mit Geschichte

Die Altrheinarme sind das Kontrastprogramm zum großen Strom. Hier gab es keine Begradigung, keine Schifffahrtsrinne – nur Natur pur. Manche Abschnitte darf man nur mit Muskelkraft befahren, was sie noch reizvoller macht.

Tour 4: Baggersee Silbersee bis Hördt

Diese Tour durch den Hördter Altrhein gehört zu den schönsten Paddelstrecken der Pfalz. Start am Silbersee bei Germersheim, dann durch schmale Wasserwege, vorbei an Biberbauten und Eisvogelbrutstätten. Im Sommer blühen Seerosen, im Herbst färben sich die Auwälder bunt. Etwa 8 Kilometer pure Entschleunigung, Einkehr in Hördt möglich.

Tour 5: Neupotzer Altrhein

Ein Klassiker für alle, die Ruhe suchen. Der Neupotzer Altrhein liegt im Naturschutzgebiet und bietet auf gut 10 Kilometern völlige Abgeschiedenheit. Hier paddelt man durch intakte Auenlandschaft, hört nur Vögel und Frösche. Keine Motoren erlaubt, was dem Ganzen einen besonderen Charakter gibt. Start am Parkplatz in Neupotz, die Tour lässt sich gut mit einem Besuch der verschiedenen Regionen in der Pfalz verbinden.

Tour 6: Mechtersheimer Altrhein

Etwas südlicher gelegen, nicht ganz so bekannt wie andere Abschnitte, dafür umso reizvoller. Diese 7-Kilometer-Runde führt durch verwunschene Wasserlandschaften mit altem Baumbestand. An heißen Sommertagen perfekt für zwischendurch mal ins kühle Nass zu springen. Parkplatz und Einstieg bei Mechtersheim.

Mosel: Wo Weinberge ins Wasser fallen

Die Mosel markiert die Nordgrenze der Pfalz und bietet ganz eigene Reize. Hier wird die Landschaft hügeliger, die Ufer steiler und überall ranken Reben bis ans Wasser.

Tour 7: Perl nach Remich

Diese grenzüberschreitende Tour führt von Deutschland nach Luxemburg. Start in Perl, dann gemütlich flussabwärts durch die Weinlandschaft. Die Mosel mäandert hier noch richtig schön, und an beiden Ufern türmen sich Weinterrassen. Nach etwa 15 Kilometern wartet Remich mit seiner hübschen Uferpromenade. Wer mag, gönnt sich eine Weinprobe vor der Rückfahrt.

Tour 8: Nittel-Onsdorf-Schleife

Eine kürzere Moseltour, ideal für einen Nachmittag. Von Nittel aus flussauf- und wieder abwärts, mit Badestop in einer der ruhigen Buchten. Die Strömung hält sich hier in Grenzen, perfekt auch für weniger Geübte. Rund 10 Kilometer, unterwegs Einkehrmöglichkeiten in traditionellen Straußwirtschaften.

Spezialtouren für Entdecker

Tour 9: Rhein-Pfalz-Kreis Inselhüpfen

Diese Tour verbindet mehrere Rheininseln zwischen Ludwigshafen und Speyer. Start am Altrhein bei Altrip, dann rüber zum Hauptstrom, Zwischenstopp auf der Reuenthaler Insel, weiter zur Flotzgrün und zurück. Etwa 18 Kilometer mit viel Abwechslung und der Möglichkeit, zwischendurch anzulegen und die Inseln zu erkunden.

Tour 10: Queich-Mündungstour

Geheimtipp für alle, die kleinere Gewässer mögen. Die Queich mündet bei Germersheim in den Rhein. Man startet auf dem kleinen Fluss in Landau, paddelt durch die Weinberge bis zur Mündung und kann von dort aus noch ein Stück Rhein mitnehmen. Circa 25 Kilometer, aber sehr abwechslungsreich und meist wenig befahren.

Praktisches für die Tourenplanung

Die Infrastruktur fürs Bootfahren ist in der Pfalz gut ausgebaut. Bootsverleih gibt es in allen größeren Orten am Rhein, viele Campingplätze haben eigene Anlegestellen und auch die Gastronomie entlang der Ufer ist auf Wassersportler eingestellt. Wer mit eigenem Boot unterwegs ist, findet zahlreiche öffentliche Slippen und Einstiegsstellen.

Bei der Tourenplanung sollte man immer einen Puffer einrechnen. Gerade auf dem Rhein kann die Strömung überraschend stark sein, und gegen die Fließrichtung zu fahren kostet deutlich mehr Kraft als gedacht. Auch die Großschifffahrt nicht unterschätzen – lieber einmal mehr Abstand halten als zu wenig.

Die Pfalz vom Wasser aus zu erleben, öffnet neue Blickwinkel auf eine Region, die viele nur vom Land her kennen. Zwischen mächtigen Strömen und stillen Altarmen gibt es genug Revier für viele Saisons. Jede Tour hat ihren eigenen Charakter, und oft sind es die unerwarteten Momente – der Eisvogel, der vor dem Bug auftaucht, die verfallene Fährhütte, der Sonnenuntergang hinter der Burg – die hängenbleiben.

Titelbild: https://pixabay.com/de/photos/kette-boot-brown-7798684/

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